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Expedition Zukunft: Die Tücken der Interaktivität

Ende Mai hat die Wanderausstellung "Expedition Zukunft" in Köln haltgemacht – und zwar ganz wörtlich: Die Ausstellung über innovative deutsche naturwissenschaftliche Forschung ist in einem Zug untergebracht, der im April in Berlin gestartet ist und noch bis Ende November durch Deutschland reist. Drei Tage lang stand er im Bahnhof Köln-Deutz.

Zug der Wanderausstellung

Im Schlauch stehen

Der innen wie außen schick gestaltete Zug ist gut besucht. Wochentags stehen vor allem Schulklassen und Rentner in der Schlange: Da man in der schmalen, langen Ausstellung oftmals kaum aneinander vorbeikommt, werden immer nur so viele Besucher hineingelassen, wie der bunte Wurm am anderen Ende wieder ausscheidet. Als einzelne Besucherin hatte ich in einigen Waggons das Gefühl, wie in einer Druckwelle von der folgenden Schulklasse vorangetrieben zu werden.

An anderen Stellen war es leer und ruhig genug, um alles Mögliche auszuprobieren. Vielleicht liegt es an meinem Alter, dass ich mich mit etlichen ausstellungsdidaktischen Elementen schwertue: Meine Erwartungen werden oft enttäuscht; es geschieht nicht das, was ich annehme. So hängen vielerorts im Zug Kopfhörer neben Monitoren, auf denen beispielweise Filme mit virtuelle Fahrten durch den Weltraum laufen. Statt Informationen über das Gezeigte dringen vielfach nur Synthesizer-Sphärenklänge aus diesen Kopfhörern. An anderen Stationen wird hingegen tatsächlich etwas erzählt oder erklärt.

Waggon der Wanderausstellung

Touchscreen ad absurdum

Auch Interaktivität will gelernt sein – von den Besuchern, aber auch seitens der Aussteller. Dass man mittlerweile auf allen Bildschirmen herumdrückt, weil nicht auf Anhieb zu erkennen ist, was ein traditioneller Monitor und was ein Touchscreen ist, lässt sich wohl nicht vermeiden. Problematisch wird es, wenn die Programme abstürzen oder die Sensoren auf den Schirmen sich verabschieden, sodass bei allem Pressen und Hämmern nichts mehr geschieht, oder wenn die Ausstellungsmacher das Touchscreen-Grundprinzip missachten: Input und Output am selben Ort; der Benutzer kann den Inhalt des Bildschirms durch Berührung desselben verändern.

Bei einer Station zum Thema "Netzwerke" (Internet, Wissenschaftlervernetzung usw.) habe ich lange vergeblich auf dem – vorbildlich zweisprachigen – Menü herumgedrückt, dann aufgegeben und im Abwenden plötzlich bemerkt, dass die Darstellung, die ich sehen wollte, längst erschienen war: auf einer Bildschirm-Batterie weit oberhalb des Touchscreens ...

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Faszination des Grauens

Allerdings hilft auch die durchdachteste Benutzerführung nichts, wenn die Besucher nicht die Geduld aufbringen, sich auf die Exponate einzulassen. Der "Fraunhofer 3D Kiosk", auf dem man auch ohne 3D-Brille fantastisch plastisch wirkende Molekülmodelle betrachten und durch reine Handgesten in alle Richtungen drehen kann, hat zumindest viele Schülergruppen sichtlich überfordert.

Dreidimensionale Molekülmodelle

Die nur wenige Zeilen lange Bedienungsanleitung erklärt klipp und klar, dass man zum Blättern in der Molekülauswahl und zum Drehen des jeweiligen Moleküls nicht etwa den Bildschirm berühren, sondern lediglich auf Steuerungselemente am unteren Bildrand weisen bzw. im Raum vor dem Monitor eine Drehgeste vollführen muss: Kameras und andere Sensoren erfassen diese Bewegungen, die dann in Steuerbefehle umgewandelt werden.

Die Dynamik in unbeaufsichtigten Gruppen von Jugendlichen macht es jedoch fast unmöglich, in Ruhe drei Zeilen zu lesen. Schade, denn auf viele der Jugendlichen übte die knallbunte dreidimensionale Darstellung, die einen im Vorübergehen regelrecht anzuspringen scheint, eine starke Faszination aus: "Boah, Alter, guck mal, ist das übel! Mir wird gleich schlecht." Höchstes Lob also.

Insgesamt lohnt sich der Besuch im Wissenschaftszug. Wer über die Themen der Ausstellung bereits einigermaßen auf dem Laufenden ist, wird zwar nicht viel Neues erfahren, kann aber aufschlussreiche und amüsante Beobachtungen über die Tücken der Interaktivität anstellen. Der Eintritt ist kostenlos.