Patricia Fara: 4000 Jahre Wissenschaft
Patricia Fara: 4000 Jahre Wissenschaft
Übersetzung: Andrea Kamphuis
Spektrum Akademischer Verlag, 2010, 452 Seiten, ISBN 978-3-8274-2545-4
Kommentar von Andrea Kamphuis
Neunundvierzig Kapitel, 452 Seiten, 345 Übersetzungsstunden: eines meiner größeren Projekte. So angenehm es zunächst ist, dass Patricia Fara keine Hagiografie betreibt, so monoton erschien mir ihr rituelles Helden-vom-Sockel-Stoßen im letzten Drittel des Buches. Die Autorin hat m. E. eine offene Flanke zur Postmoderne und lässt letzten Endes offen, warum erfolgreiche Wissenschaftler Erfolg hatten: nur weil sie sich besser zu verkaufen wussten als ihre Konkurrenten – oder vielleicht doch, weil sie aufgrund ihres Wissens und Gespürs der Wahrheit näher kamen als andere?
Als Überblick und Gegengewicht zu personenfixierten wissenschaftsgeschichtlichen Darstellungen ist das Werk dennoch sehr empfehlenswert.
Kurzbeschreibung (Verlagstext)
Viertausend Jahre voller wissenschaftlicher Abenteuer und Entdeckungen – von Babylon und China bis zu Genforschung und Teilchenphysik
In 4000 Jahre Wissenschaft schreibt Patricia Fara die Geschichte der Wissenschaften neu. Sie zeigt, wie die Naturwissenschaften stets von den praktischen Gegebenheiten des Kriegs, der Politik und der Wirtschaft vorangetrieben wurden, und sie schildert die fesselnden, facettenreichen Geschichten hinter den abstrakten Theorien und den außergewöhnlichen Experimenten. Sie stilisiert die Forscher nicht als ideale Helden, sondern berichtet von echten Menschen: von Männern (und einigen wenigen Frauen), die ihren Lebensunterhalt verdienen mussten, die Fehler machten und die ihren Konkurrenten im Wettlauf um den Erfolg auch schon einmal ein Bein stellten.
Faras Buch ist eine Parforcejagd durch die Jahrhunderte, die uns von den Sumerern bis zur modernen Gentechnik und Teilchenphysik führt. Dabei beleuchtet die Autorin die finanziellen Interessen, Herrschaftsambitionen und verlegerischen Wagnisse, welche die Naturwissenschaften zu jenem mächtigen weltumspannenden Phänomen gemacht haben, dem wir heute gegenüberstehen. Ihre Perspektive ist global: Sie hebt die Bedeutung wissenschaftlicher Projekte in aller Welt hervor, von China bis zum islamischen Reich, ohne die vertrauteren europäischen Gefilde – also die Wissenschaftsgeschichte von Kopernikus bis zu Darwin und über diesen hinaus - zu vernachlässigen.
Letztlich stellt diese vier Jahrtausende überspannende Geschichte auch die absolute Souveränität der Naturwissenschaft infrage - und provoziert damit: Nach Faras Einschätzung ist die Naturwissenschaft nicht deshalb so erfolgreich, weil sie stets recht gehabt hätte, sondern auch, weil Menschen behauptet haben, sie hätte recht.
Inhalt
- Ursprünge (Siebenzahl, Babylon, Helden, Kosmos, Leben, Materie, Technik)
- Wechselwirkungen (Eurozentrismus, China, Islam, Gelehrsamkeit, Europa, Aristoteles, Alchemie)
- Experimente (Erkundungen, Magie, Astronomie, Körper, Maschinen, Instrumente, Schwerkraft)
- Institutionen (Gesellschaften, Systeme, Laufbahnen, Industrien, Revolutionen, Rationalität, Disziplinen)
- Gesetze (Fortschritt, Globalisierung, Objektivität, Gott, Evolution, Kräfte, Zeit)
- Unsichtbares (Leben, Keime, Strahlen, Teilchen, Gene, Chemikalien, Ungewissheiten)
- Entscheidungen (Kriegsführung, Erblichkeit, Kosmologie, Information, Konkurrenz, Umwelt, Zukünfte)
- Nachwort, Anmerkungen, Quellen, Index
- Zuletzt aktualisiert: Montag, 17. Dezember 2018