Science-Texts

Aktuelle Seite: Home > Produkte und Projekte > Buchanan: Mikroben mit Teamgeist

Buchanan: Mikroben mit Teamgeist

Mark Buchanan: Mikroben mit Teamgeist

In: Gehirn und Geist, 9/2005, S. 40-43

Übersetzung: Andrea Kamphuis

Kurzbeschreibung (Abstract)

Bislang waren Bakterien, Amöben und Hefen nicht gerade für ihre soziale Ader berühmt. Jetzt entdecken Forscher, dass Zusammenarbeit und Kommunikation auch im Reich der Einzeller groß geschrieben werden.

Kommentar von Andrea Kamphuis

Inhaltlich schließt dieser Artikel eng an jenen von Costerton und Stewart an, der 2001 in Spektrum der Wissenschaft erschienen ist. Auch Buchanan stellt die erstaunlichen Überlebensstrategien von Mikroben vor, die sich – vor allem, wenn es ungemütlich wird – durch den Austausch von Botenstoffen miteinander verständigen, ihr Verhalten synchronisieren oder in ihren Kolonien eine Arbeitsteilung einführen. Die chemische Kommunikation, mit der sie herausfinden, wie viele Artgenossen und damit potenzielle Verbündete sich überhaupt in der Nähe befinden, wird als "Quorum Sensing" bezeichnet.

Im Labor von Jim Shapiro und seinen Kollegen in Chicago bilden Proteus-Bakterien Fortsätze aus und schließen sich zu Flößen zusammen, die kollektiv über den Boden der Kulturgefäße gleiten, auf dem die einzelnen Zellen nicht vom Fleck kommen. Staffan Kjellebergs Team von der Universität im australischen New South Wales konnte beobachten, wie andere Bakterien sich zu "Wagenburgen" in Form fester Biofilme zusammenschließen, um nicht von räuberischen Protozoen gefressen zu werden. Auch Eshel Ben-Jacob von der Universität in Tel Aviv, dessen Artikel über Mikroben-Muster ich 1998 für Spektrum übersetzt habe, kommt zu Wort: Seines Erachtens haben Mikroben eine regelrechte Sprache entwickelt, in der sie mehrere chemische Signale zu komplexen Nachrichten kombinieren: eine soziale Intelligenz, die man früher nur höheren Tieren zubilligte. Dieser Sprach- und Intelligenzbegriff erscheint mir allerdings sehr, sehr weit gefasst.